Tönisvorst. Eine vegane Ernährung ist momentan ein Trend, dem sich immer mehr Menschen anschließen. Beim kompletten Verzicht auf tierische Produkte gibt es allerdings auch einiges zu beachten. Von Bianca Treffer
Eier, Milchprodukte von Joghurt über Eis bis Käse, aber auch Honig – das alles sind Produkte, die auf dem Speisezettel eines Veganers nicht zu finden sind. Anders als bei den Vegetariern verzichtet der Veganer nicht nur auf Fleisch und Fisch, sondern auch die gesamte Palette der Produkte, die von einem Tier stammen. Veganer wünschen sich, dass kein Tier für das Essen der Menschen sein Leben lassen muss. Es sind reinweg pflanzliche Lebensmittel, die er zu sich nimmt.
Die Industrie hat den Trend auf der ganzen Linie aufgenommen und das Label „Veggie“ ziert immer mehr Produkte. Vegane Ersatzprodukte sind verstärkt auf dem Vormarsch. Aber auch hier gilt, ein Blick auf die Zutatenliste sollte nicht vergessen werden. „Der Fettgehalt in vielen Produkten ist unter anderem sehr hoch. Dazu kommt die Verwendung von vielen Zusatzstoffen, was gerade Allergikern Problem bereiten kann. Ein weiterer Punkt ist der teilweise vorliegende hohe Salzgehalt in Fertigprodukten“, informiert die St. Töniser Diplom Oecotrophologin Heike Meier. Es sind gerade die vermeintlichen Kleinigkeiten, auf die Veganer achten sollten. So ist Rapsöl aufgrund seiner Zusammensetzung als solches aber auch in einem verarbeiteten Produkt empfehlenswerter als eine Sonnenblumenölvariante.
Ein Irrglaube ist es, dass allein durch eine vegane Lebensweise abgenommen werden könnte. Pflanzliche Öle und Fette verfügen über genauso viele Kalorien wie tierische Produkte. „Es ist nicht alleine damit getan Fleisch und Milchprodukte wegzulassen“, sagt Meier. Eine vegane Lebensweise bedarf einer sorgfältigen Lebensmittelauswahl, damit die Zufuhr aller notwendigen Nährstoffe gegeben ist und keine Mangelernährung auftritt. Kritische Nährstoffe sind dabei unter anderem Eisen, Jod, Calcium sowie die Vitamine B2, B12 und D. Wer zu Reismilch, Haferdrink oder Sojamilch greift, der sollte sich für Varianten entscheiden, die möglichst mit Calcium, den beiden B-Vitaminen sowie Proteinen angereichert sind. Ganz wichtig ist die Proteinversorgung. „Die Eiweißversorgung muss gut sein, denn Eiweiße sind die Bausteine für den Körper. Die Zellen, das Immunsystem – alles wird aus Eiweißen aufgebaut. Das tierische Eiweiß ist dem Körpereiweiß dabei sehr ähnlich und kann entsprechend gut in körpereigenes Eiweiß umgebaut werden. Für den Veganer heißt das im Umkehrschluss, er muss auf gute pflanzliche Eiweißkombinationen zurückgreifen, um eine hohe Verfügbarkeit zu erreichen“, informiert Meier. Beim Veganer kommt es weniger auf die Menge, als auf die gute Zusammensetzung von Proteinquellen an, um eine ausgewogene Versorgung zu gewährleisten. Verschiedenen Eiweißquellen sollten daher kombiniert werden. Mandel- und Nussmus werten sich so gegenseitig auf, aber auch eine Kombination aus Bohnen und Mais steht für eine gute Versorgung. Innerhalb der Tagesmahlzeiten bieten sich unzählige von Kombinationen an. Meier vergleicht die Proteinversorgung gerne mit einem Mauerbau. „Für den braucht man Sand, Zement, Wasser und Steine. Fehlt etwas, geht nichts mehr. Das gilt auch für die Eiweiße, bei denen ich ebenfalls verschiedene Aminosäuren brauche, um zu funktionieren und Mangelerscheinungen aus dem Weg gehen zu können“, sagt die Oecotrophologin. Die Bedarfsdeckung von Vitamin B12 und B2 ist äußerst schwierig und erfordert eine sehr hohe Vielfalt in der Auswahl der Lebensmittel. Der B12 Bedarf ist oft nur über eine Ergänzung als Arzneimittel zu decken, besonders bei Gruppen wie Schwangere, Stillende und Kinder.
Pilze sind indes gut für die Jodversorgung und Haferflocken liefern Eisen. Der Tipp der Fachfrau ist einfach: So soll man zum Beispiel einen Smoothie nicht nur aus Obst und Gemüse herstellen, sondern Haferflocken, Mandeln und eine Sojamilch mit dazu geben. Beim Gemüse sollte darauf geachtet werden, dass es Sorten sind, die unter anderem reich an Zink, Selen, Eisen, Jod und Calcium sind. Das Müsli sollte aus einer Flockenmischung bestehen. Kommen dann noch gepoppter Amaranth, Leinsamen und frisches Obst dazu, ist eine optimale Versorgung gegeben.
Wichtig sind auch die Omega 3 Fettsäuren. Die durch Leinsamen, Walnüsse oder andere Öle zugeführte Alpha-Linolensäure wird nur bis zu einem gewissen Grad von körpereigenen Enzymen in diese Fettsäuren umgewandelt. Eins ist klar, vegan leben ist mehr, als einfach nur auf Produkte tierischer Herkunft zu verzichten.
Quelle: RP